
GESCHICHTE DER EWERDERFLER NARREN
Rotzlöffel sin gar luschdige Gselle,
wo niämerd ebbis böses welle.
VON DER GEMEINSCHAFT ZUM VEREIN
13.-20. JHDT.: GENGENBACHER FASEND
Die erste Erwähnung der Gengenbacher Fasend geht auf das Jahr 1286 zurück. Im frühen 20. Jahrhundert hat sich dann die heute bekannte Form der schwäbisch alemannischen Fasnacht entwickelt. Während sich die "Narrenzunft Gengenbach 1499 e.V." in direkter Tradition sieht, entwickelten sich zahlreiche Vereine, Gemeinschaften und Gruppen, die heute die Gengenbacher Straßenfasend auf einzigartige Weise präsentieren: bunt, vielfältig und mit großer Leidenschaft.
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Charakteristisch für die im Dialekt benannte "Fasend" sind die Masken, auch Larven genannt, die früher aus Drahtgestellen gefertigt wurden und heute überwiegend aus Holz und in Handarbeit hergestellt werden.
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1951 - DIE NARREN VOMÂ OBERDORF
Die Geschichte der Gemeinschaft beginnt im Februar 1951, als Kurt und Fritz Buchberger durch das Ewerdorf zogen und dort von Haus zu Haus alle Leute zum Mitmachen an der nächsten Fasend animierten.
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Am 11.11.1951 trafen sich dann zur Gründung der ersten Ewerderfler "Peterlesblos" folgende Gründungsmitglieder: Fritz Buchberger, Kurt und Anneliese Buchberger, Paula Buchberger, Gottfried Lang, Rudi Schmidt, Oskar Weber, Karl Groß, Alfred und Herta Schlegel, Cecilia Dörfer und Erika Schmiedt.
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(Text im Bild: "Jetzt kumme die Eberdörfler." "... mit Kind und Kegel. Hoorig isch de Bär!")

1952 - GRÃœNDUNG DER GEMEINSCHAFT
Nach großem Zulauf aus dem Oberdorf schlossen sich die Gründungmitglieder zur "Oberdörfler" Narrengemeinschaft zusammen und traten zum ersten mal ab dem 11.11.1952 in der Gengenbacher Straßenfasend auf. Später wurde der Name zu "Ewerderfler Narrengemeinschaft" geändert.

1953Â - ERSTER PETERLE OWE
1953 fand schon der erste Peterle Owe im Gasthaus Hirsch statt, mit allerlei Geschichten aus der Stadt, Musik und Tanz. Aufgrund des großen Erfolges findet dieser seither jährlich statt. Heute findet der Peterle Owe in der Stadthalle statt und biete eine bunte Mischung aus Show, Tanz und Party.

1996- 1999: ROTZLÖFFELMASKE UND HÄS
Als das Interesse an einer eigenen Maske immer stärker wurde, beschlossen im März 1996 Uwe und Yvonne Suhm, Ines und Dietmar Thelen, Marion Lienhard sowie Beate und Jürgen Discher ein neues Häs zu entwickeln.
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Es sollte was ganz anderes sein als das, was es bereits in der Gengenbacher Fasend gab. Es sollte was nettes werden, mit dem man auch gut schnurren gehen und Schabernack treiben konnte. Man einigte sich auf einen Lausbuben, der Streiche spielt und jegliche Narrenfreiheit genießt.
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Die Narrenzunft (Klaus und Michael Bahr, Otto Lohmüller) wurden eingeweiht und man entschied sich für den Namen „Rotzlöffel“. Otto Lohmüller entwarf den Rotzlöffel in kürzester Zeit. Die Maske wurde von Meinrad Volk aus Steinach erstmals geschnitzt.

1999 - WECKEN DES ROTZLÖFFELS UND VEREINSGRÜNDUNG
Im Februar 1999 wurde der Rotzlöffel am Peterle Owe den besonders neugierigen Besuchern vorgestellt. Bis heute treiben die Rotzlöffel an der Fasend Schabernack mit den Menschen getreu dem Motto: „Allen zur Freud, keinem zum Leid.“
Am 26.01.1999 wurde darüber hinaus die Narrengemeinschaft als Verein eingetragen.
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(Geburtsgedicht siehe unten)

1999 BIS HEUTE - FREIE NARRENGEMEINSCHAFT
Seit dieser Zeit sind die Ewerderfler stets gewachsen. Mit heute knapp 150 Mitgliedern, 80 Hästrägern und viel Nachwuchs ist die Gemeinschaft eine der größten in Gengenbach. Neben dem "Schnurren und Schnaigen" in den lokalen und Wirtschaften in der Stadt, nehmen die Ewerderfler auch auf Einladung anderer Zünfte an überregionalen Umzügen teil.

EWERDERFLER NARRENGERICHT
Um die Ordnung in der 5. Jahreszeit aufrecht zu erhalten, brauch jede Gesellschaft ein Narrentribunal. Weil Legislative, Judikative und Exekutive hier in Verantwortung der Narren liegen, ist der Richtspruch immer Volkes Wille.
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Angeklagt werden können einfache Bürger, aber auch berühmte Persönlichkeiten trifft das Urteil der Narrenjustiz. Drakonische Strafen erwarten die Delinquenten, die nicht selten die Suppe auslöffeln müssen, die sie sich eingebroggt haben.
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Der Gerichtshof tagt an jedem Fasend-Zischdig (Fasnachts-Dienstag) am Obertorturm (bei schlechtem Wetter im Gemeindezentrum).


Lusbuewe sind's, doch liebenswert;
si mache d'Straichli unbeschwert.
Rotzlöffel sin gar luschdige Gselle,
wo niämerd ebbis böses welle.
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Isch des au wohr, kannsch dene traue?
Die Hose sin doch zum Epfel-klaue!
Un was die schu fir G'sicher hänn:
Usgchlupfti Liedere kannsch sähn.
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Wer so hämisch grinst un lacht,
ganz b'stimmt doch bloß Bledsinn macht.
Wer so guckt, het sicher Macke,
un dem hockt d'r Schalk im Nacke.
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Newweds in de Hose stecke,
Steinschleud're um d'Lit zu necke.
In de Händ, des siehgt mer g'nau,
Kleppere für mords Radau.
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Und die Schueh us Leder und Holz,
sin de Rotzlöffel ihr Stolz.
Mit denne kammer so lut stampfe,
daß sich d'Ohre aim verkrampfe.
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Uffem Kopf ä kapp' us Woll',
wil mer jo nit friere soll.
Un ä Wollschal um d'r Hals -
au am Hals, do friert mer als.
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Si welle bloß Spaß verbreite
un d'Litt zum lache hald verleite.
In däm Sinn - 's fallt gar nit schwer -
ruef i eich zu: "Hoorig isch d'r Bär"!
Von Helmut Heizmann, Offenburg 1999.
Geburtsgedicht des Rotzlöffels
